Nicolas Schmit au sujet de la nouvelle agence régionale de l'ADEM à Differdange

Tageblatt: Herr Schmit, die Adern wurde oft kritisiert, weil die Anzahl der zu Vermittelnden pro Agent zu hoch sei. Statt einer reinen Aufstockung des Personals haben Sie dafür optiert, den Dienst zu regionalisieren Was erwarten Sie sich von dieser neuen Philosophie?

Nicolas Schmit: Wir machen beides. Die neue Agentur wird zuständig sein für die Gemeinden Differdingen, Petingen, Bascharage und Küntzig. Wir haben jetzt rund 35 zusätzliche 'conseillers professionnels' eingestellt, vor allem, um die Zahl der zu Vermittelnden pro Agent zu reduzieren. Zum zweiten Punkt. Die Büros, die wir jetzt haben, sind so überfüllt, dass ein guter Service dort nicht mehr zu bieten ist. Es werden einfach zusätzliche Räumlichkeiten benötigt, um einen besseren Service zu leisten. In dem Sinne wird im März 2011 auch eine weitere Agentur der Adern in Düdelingen eröffnen. Im Mai ist eine weitere im Osten des Landes, in Wasserbillig, startklar.

In Differdingen werden rund 2.000 Leute betreut. Das führt zu einer spürbaren Entlastung der Adern in Esch. Damit können wir diese Leute besser vor Ort betreuen, durch die Entlastung der Agenten in Esch wird sich auch dort der Service verbessern. Ich bin absolut der Meinung, wenn man aus der Adern einen wirklichen 'service public' machen will, dann ist es wichtig, nahe bei den Menschen zu sein.

Hinzu kommt, dass ab 2012 die Grenzgänger (aufgrund von EU-Vorgaben) ein explizites Recht bekommen, bei einem etwaigen Jobverlust in Luxemburg auf alle Dienste der Adern zurückgreifen zu können. Auch wenn ich davon ausgehe, dass die Arbeitslosigkeit nicht dramatisch zunehmen wird, das wäre mit den vorhandenen Büros und Kapazitäten nicht machbar.

Tageblatt: Sie erwarten, dass die Arbeitslosigkeit nicht weiter dramatisch zunehmen wird. Ist die Erwartungshaltung nicht eine andere? Viele Luxemburger verfolgen deutsche Medien und sehen, dass die Arbeitslosigkeit sinkt, niedriger ist als vor der Krise.

Nicolas Schmit: Das stimmt, aber Luxemburg ist nicht Deutschland. Wir sind in einer Situation wo, im Vergleich zum Vorjahr, die Zahl der neuen Arbeitsplätze pro Monat um zwei Prozent zunimmt. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Arbeitslosen leicht, nachdem sie während einigen Monaten zurückging. Deutschland hat eine ganz andere Demografie. Die Wohnbevölkerung dort geht rapide zurück, während sie bei uns noch immer steigt. Das führt ja auch zu den Debatten über Fachkräftemangel und Immigration. In Luxemburg haben wir seit jeher eine regional geprägte Immigration.

Tageblatt: Zurück zu den neuen regionalen Agenturen. Bedeutet das auch, dass dort nur Arbeitsplätze aus der Region vermittelt werden?

Nicolas Schmit: Ganz klar nein. Auch den Personen, die in Differdingen - und später in Düdelingen betreut werden, werden die gleichen Jobs aus der zentralen Datenbank der Adern angeboten wie anderswo. Die regionalen Agenturleiter sollen aber schon vor Ort den engen Kontakt zu den lokalen Arbeitgebern pflegen, bzw. wieder aufnehmen. Das funktioniert derzeit nicht zufrieden stellend. Und das führt ja auch dazu, dass viele Arbeitgeber offene Stellen gar nicht mehr bei der Adern melden ...

Tageblatt: ... obwohl sie gesetzlich dazu verpflichtet sind und eigentlich Sanktionen riskieren.

Nicolas Schmit: Ja, aber wenn wir jetzt hingehen würden und jedes Mal Strafen verhängten, würde das letztlich nicht viel ändern. Wir müssen einfach dahin kommen, dass die Adern in einen intensiven Kontakt mit den Betrieben kommt, um deren Bedürfnisse herauszufinden. Diese Kontakte, die z.B. von den Leitern der französischen 'pôle emploi' gepflegt werden, gibt es - auch wegen des Personalmangels - auf Seiten der Adern nicht oder nicht in der notwendigen Intensität. Ein Agent, der 500 oder 600 Arbeitslose zu betreuen hat, kommt nicht mehr dazu, diese Kontakte zu pflegen. Wir müssen über die neuen Agenturen, aber auch über eine neue Philosophie der Adern dazu kommen, den Kontakt mit den Betrieben zu verbessern. Es ist extrem wichtig, deren Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Es geht darum, sich wirklich auf die Vermittlung zu konzentrieren, darauf zu achten, dass die Profile von Job und Jobsuchendem auch wirklich passen.

Tageblatt: Die neuen Agenten wurden größtenteils aus dem Privatsektor rekrutiert. Welchen Einfluss hat dies auf die Arbeit in den Agenturen? Merkt man da eine Veränderung?

Nicolas Schmit: Die erste Gruppe von 15 (der 35 Neuzugänge) ging durch eine einmonatige Formation, organisiert zusammen mit Ausbildern der speziellen Schule des deutschen Arbeitsamtes in Mannheim. Diese lobten dabei übrigens die extrem gute Motivation der angehenden Agenten. Derzeit haben wir gemischte Mannschaften in den Agenturen. Sowohl in Differdingen wie auch in Esch und Luxemburg. Von diesem Mix aus Beamten und extern rekrutierten Agenten, Erfahrung der einen und Innovationsgeist der anderen, erwarten wir uns eine gewisse Dynamisierung des Betriebs. Bislang wurden die Agenten der Adern ja fast ausschließlich über das Staatsexamen (BAC) rekrutiert ...

Tageblatt: Das wird wohl auch der klassische Weg bleiben, wenn Sie keinen Ärger mit gewissen Gewerkschaften riskieren wollen?

Nicolas Schmit: Jein. Ich möchte das eigentlich etwas ändern. Der Weg über die Beamtenlaufbahn soll nicht der einzige sein. Vor allem aber: Es sollen bei der Adern keine Leute mehr eingestellt werden, die nicht eine spezifische Fachausbildung absolviert haben. Mit der erwähnten Schule des Arbeitsamts in Mannheim arbeiten wir an einem Formationszyklus für Adern-Kandidaten. Wichtig scheint mir ein gewisser Mix. Es geht ja darum, den 'service public' hochzuhalten und einen guten Dienst am Kunden zu leisten. Die Adern ist kein rein administrativer Dienstleister. Das war ja der Fehler, der zu lange gemacht wurde, dass wir die Arbeitslosen nur verwaltet haben, statt proaktiv einzugreifen. Deshalb muss man auch zum Teil auf Leute zurückgreifen können, die einen anderen Background haben. Ich denke, das sehen die Gewerkschaften auch so. Bislang gab es jedenfalls keine Proteste.

Tageblatt: Die regionalen Agenturen sind ein Element. Wie sieht es mit der strukturellen Reform der Adern aus?

Nicolas Schmit: Die strukturelle Reform läuft. Ende November will ich den entsprechenden Gesetzentwurf deponieren. Zuvor soll es aber noch eine Reihe von Rücksprachen geben. Dieses Gesetz regelt die Methodik und die internen Strukturen. Eine neue, provisorische Struktur auf Direktionsebene besteht schon seit einiger Zeit.

Tageblatt: Politisch spannend ist an der Reform ja vor allem der künftige Status der Adern. "Etablissement public" oder staatliche Verwaltung?

Nicolas Schmit: Darüber wurde lange diskutiert. Ich bedauere, dass sich der Diskurs auf diese Frage fokussiert. Das ist eine falsche Diskussion. Ich kann auch aus der Adern ein 'établissement public' machen und der Schlamassel geht trotzdem weiter. Wenn ich aus der Adern ein 'établissement public' mache, dann muss ich ihm auch die notwendigen Mittel geben, autonom zu funktionieren. Mein Ziel ist, ein Maximum von Ressourcen dort einzusetzen, wo sie am dringendsten gebraucht werden, auf der Ebene der Jobvermittlung. Und nicht im Bereich der Selbstverwaltung. Zweiter Punkt. Ich will die Adern als wichtigstes Instrument zur Verwaltung des Arbeitsmarktes erhalten. Wenn ich eine Reihe von Arbeitsmarktpolitiken schnell umsetzen will, muss ich die Adern nahe beim Ministerium halten. Es ist im Moment sinnvoller, alle verfügbaren Ressourcen in die Jobvermittlung zu investieren und nicht in eine interne Reorganisation, die den Betrieb zwei bis drei Jahre lahmen würde. Die juristische Form der Adern ist im Moment wirklich sekundär.

Tageblatt: Themenwechsel für eine letzte, abschließende Frage. Sie starteten im Frühjahr eine heftige Offensive gegen das Sparpaket von Finanzminister Luc Frieden. Wie bewerten Sie den Ausgang des Streits, der mit einer Bipartite Regierung-Patronat vorerst beigelegt ist.

Nicolas Schmit: Ich bedauere nicht, diese Debatte im Frühjahr losgetreten zu haben. Ich denke, damit die Entwicklung in Sachen Sparpaket schon beeinflusst zu haben. Zu dem Cocktail, der mit dem Patronat ausgehandelt wurde: Durch die Beteiligung des Staats an der"mutuelle" gelingt es, die Lohnnebenkosten niedrig zu halten. Das sehe ich positiv. Unabhängig von der Diskussion über den Mindestlohn.

Thema Index finde ich, anstatt hauptsächlich über Lohnkosten zu diskutieren, müssten wir viel mehr über Ausbildung und Fortbildung, Innovation und Forschung in den Betrieben reden, über neue Produkte, und neue Aktivitäten, über Investitionen in die Produktionsaktivitäten und Produktionsverfahren. Die Wettbewerbsfrage müsste sich viel mehr auf diese Elemente konzentrieren und hier kann der Staat auf wirtschaftlich rationellere Weise, unterstützend wirken.

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